Auch 2022 durfte ich einerseits wieder die Jurytage zum Architekturpreis Land Salzburg planen und organisatorisch und fotografisch begleiten und andererseits auch die Ausstellung gestalten, die dieses Jahr unter einem besonderen Gesichtspunkt stand:
Neues schaffen ohne Neues zu verbrauchen
Die Klimakrise ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Während manche alles unternehmen, um ihren eigenen Fußabdruck zu reduzieren und Verschwendung zu vermeiden, scheint es so, als würden andere keinen Gedanken daran verschwenden.
Die Österreicher*innen verbrauchen 3,8 Erden im Jahr und nach wie vor wird die Fläche von ca. 15 Fußballfeldern pro Tag (!) in Österreich versiegelt. Man muss also gar nicht lange rechnen um festzustellen, dass unser Konsumverhalten nicht funktionieren kann. Nur deutlich weniger (neues) konsumieren und weniger wegwerfen – stattdessen Dinge tauschen, reparieren, wiederverwenden und recyceln – hilft wirklich nachhaltig, den Verbrauch zu senken.
Veranstalter*innen, Kulturschaffende und -institutionen nehmen eine besondere Rolle ein. Als kritische Betrachter*innen unserer Gegenwart und Zukunft sollen sie Vorbild sein, indem sie auch die Auswirkungen auf Klima,
Natur und Umwelt hinterfragen und möglichst nachhaltig handeln.
Veranstaltungen – egal welcher Art – sie alle sind wichtig für unser Leben. Gerade die letzten Jahre haben unmissverständlich gezeigt, wie bedeutsam Kultur und das Gemeinsam-Sein mit anderen für unser Leben ist. Uns erwarten immer wieder neue Themen, neue Gestaltung. Auch diese Abwechslung und die neuen Reize sind es, die uns aus dem Alltag ausbrechen lassen.
Die Initiative Architektur versucht auch hier nachhaltiger zu werden, weswegen wir die Veranstaltung zur Verleihung des Architekturpreis 2022 im Rahmen der „Initiative Green Event Austria“ durchführen und dabei auf Nachhaltigkeit und Regionalität achten.
Doch was kommt danach? Was bleibt? Wird all das (natürlich abgesehen von den Erinnerungen) für den Müll produziert? Aus welchen Materialien fertigen wir Ausstellungen? Muss es immer etwas Neues sein? Was hinterlassen wir in der Rolle als Kulturschaffende*r oder -institution? Und was hinterlassen wir selbst in der Rolle als Besucher*innen?
Für die Ausstellung zum Architekturpreis Land Salzburg waren diese Überlegungen – etwas Neues zu schaffen, ohne zu viel Neues zu verbrauchen – Ansporn und Herausforderung zugleich. Schon 2020 konnte Eva Zangerle aus den vorhandenen Elementen der vorangegangenen Ausstellung (des Architekturpreises 2018) eine neue Gestaltung schaffen. Die alten Elemente wurden zerschnitten, abgeschliffen und zu einer neuen Schau wieder zusammengebaut. Eine neuerliche Verwendung für eine Ausstellung war allerdings nicht mehr möglich. Sie wurde der Werkstatt der HTL in Saalfelden überlassen, wo sie für den Modellbau verwendet wird. Es musste also eine „neue“ Konstruktionen gefunden werden.
Es sollte eine Struktur aus Dingen werden, die ansonsten das Ende ihres Lebens erreicht hätten, die außerdem leicht aufzubauen und leicht zu transportieren ist. Diese Gedanken führten Eva Zangerle auf den Campingplatz eines großen Festivals, das kürzlich in der Nähe Salzburgs stattgefunden hat und zu den neuen Hauptelementen der Konstruktion: Zeltstangen, die achtlos von Besucher*innen am Zeltplatz hinterlassen wurden.
Drucke für die Darstellung der Projekte müssen natürlich neu angefertigt werden, daran führt kein Weg vorbei. Damit aber auch diese Elemente nicht für den Müll produziert werden, schenken wir Ihnen nach dem Ende der Ausstellung ein neues Leben. Als Taschen und Kulturbeutel, vom Atelier Stillos gefertigt, werden sie ihre neuen Besitzer*innen sicherlich viele, viele Jahre begleiten.
Der Weg zu einer nachhaltigen (Bau-)Wirtschaft ist noch ein langer, allerdings bleibt uns dafür immer weniger Zeit. Eva Zangerle hat mit dieser Ausstellung einen Beitrag zu einer Ästhetik geschaffen, in der das Schöne das Nachhaltige und das Nachhaltige auch das Schöne daran ist.
— INITIATIVE ARCHITEKTUR // Eva Zangerle
Bau Ausstellungsmöbel: Gerhard Schmidhuber, Elixhausen